Mit und einander mit s

Jan 23, 2024Gedank:innen zur Vielfalt

Unlängst ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass das Wort miteinander eigentlich aus zwei Wörtern besteht: MIT und EINANDER.

Eine schöne Vorstellung finde ich, weil es verdeutlicht, worauf es ankommt. Das MIT zeigt: Ich bin nicht allein, da sind andere Menschen und wir haben oder tun etwas gemeinsam. Das EINANDER wirkt zwar isoliert etwas gehoben und altertümlich, aber es drückt aus, dass es da etwas Wechselseitiges gibt. Dass es nicht nur um mich geht, sondern um einen gleichberechtigten Austausch, von dem alle Beteiligten etwas haben: Einander eine Freude machen zum Beispiel. Einander zum Lachen bringen. Oder einander die Hand reichen.

Und dann habe ich im Rahmen eines Kunstprojekts ein Wortspiel entdeckt, das die Idee des Miteinander um einen weiteren Aspekt bereichert: MiteinANDERS. Ich war begeistert. Denn damit wird klar, dass wir trotz all unserer Verschiedenheit vieles gemeinsam haben und die Andersartigkeit auch einen Platz im Miteinander hat.

Oft neigen wir nämlich dazu, das Andersartige beziehungsweise „die Anderen“ dafür verantwortlich zu machen, wenn das Miteinander nicht funktioniert. Und dann sind da schnell einmal Vorurteile oder Schuldzuweisungen, die uns aber nicht weiterbringen.

Vielmehr geht es darum, sich gemeinsam zu überlegen, was ein gutes Miteinander für uns bedeutet, woran wir es festmachen und was jede einzelne Person dazu beitragen kann. Auch Dinge, die uns selbstverständlich erscheinen, anzusprechen und abzugleichen. Und das Ergebnis festzuhalten, damit man sich gegenseitig immer wieder daran erinnern und Bezug darauf nehmen kann. Das gilt im Kleinen wie im Großen, in der Familie wie in der Arbeit, in der Politik wie in der Gesellschaft, in der Schule wie im Sportverein.

Das geht nur im Austausch miteinander, mit Zuhören und indem man die Stimmen aller wahrnimmt. Natürlich erfordert das Zeit und Energie und ist nicht immer der einfachste Weg. Aber auf lange Sicht der erfolgreichere. Der, der einander bereichert und zufrieden macht. Und ein Miteinander-Gefühl entstehen lässt.

Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im Februar 2024.

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