Unser Bild von Afrika

Aug 14, 2023Persönliches

Im Juli war ich auf Besuch in Angola. Ein Land, das noch niemand in meinem Umfeld bereist hat und über das man hierzulande wenig weiß. Daher konnte ich mir auch nicht vorstellen, was mich dort erwarten würde. Es wurde eine unvergessliche Reise: Ich habe vorbehaltslose Gastfreundschaft erlebt, wurde überall sehr herzlich aufgenommen und der Abschied fiel mir richtig schwer.

Ich habe die verschiedensten Menschen kennengelernt: Leute aus dem Gesundheitswesen; Lehrkräfte; junge Pfadfinderinnen und Pfadfinder; Mitglieder der Pfarrgemeinde; Einheimische, die touristische Angebote schaffen wollen; Schülerinnen und Schüler. Und auch Priesterseminaristen, die mitten in ihrer Ausbildung sind und bei denen es durchaus möglich ist, dass sie eines Tages nach Europa entsandt werden.

Mit ihnen saßen wir beim Mittagessen, als einer von ihnen fragte, welches Bild die Leute bei uns von Afrika und den Afrikanern hätten. In meinem Kopf ratterte es: Was sollte ich auf diese Frage antworten? Dass wir in der Schule kaum etwas über diesen riesigen Kontinent lernen? Dass die Themen, die wir mit Afrika assoziieren, meist negativ besetzt sind wie Hunger, Krieg, Krankheit, Korruption, Flucht? Dass die Bilder, die in unseren Medien gezeigt werden, den Menschen eher Angst machen und in keinster Weise die Diversität und Innovationskraft Afrikas widerspiegeln? Dass viele Schwarze Menschen in Österreich Diskriminierungs-Erfahrungen machen müssen und ein Anti-Rassismus-Volksbegehren nicht einmal 100.000 Unterschriften erhielt?

Noch während ich fieberhaft nach einer Antwort suchte, ergriff eine Mitreisende das Wort. Sie erzählte, dass sie zwar auch in der Schule wenig über Afrika gelernt hatte. Ihre Eltern hatten jedoch einige afrikanische Länder bereist und dort geforscht, und andere Familienmitglieder waren in der Entwicklungs-Zusammenarbeit tätig. So war für sie Afrika immer präsent – als Sehnsuchtsort mit vielen persönlichen Kontakten und Freundschaften. Und natürlich gibt es auch diese differenzierten Sichtweisen, positive individuelle Erfahrungen und Personen, die sich intensiv mit der Vielfalt des Kontinents und den Lebensrealitäten Schwarzer Menschen beschäftigen. Quer durch die Gesellschaft gesehen sind diese jedoch eher die Ausnahmen.

Umso begrüßenswerter finde ich Initiativen wie die Weiterbildung „Anti-Rassismus-Kompetenzen für Training, Beratung und Bildung“, die ab Ende September in Salzburg stattfindet. Getragen von mehreren Organisationen in Zusammenarbeit mit Chantal Bamgbala und Adjanie Kamucote von Melanin Talk. Mehr Info dazu auf der Website der Plattform Menschenrechte auf www.menschenrechte-salzburg.at – vielleicht gibt es ja noch Kurzentschlossene, die sich anmelden möchten?

Dieser Text erscheint als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im September 2023.

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