Inclusive Leadership à la Mandela

Jun 8, 2022Neues aus der (Fach)Welt0 Kommentare

Die südafrikanische Lebensphilosophie Ubuntu und Nelson Mandelas Führungsprinzip bieten aus meiner Sicht viele Inspirationen für „inclusive Leadership“, wie es im Diversity-Kontext immer wieder genannt wird. Diesen Eindruck bekam ich bei der Buchpräsentation von „Ubuntu – Mandela für Führungskräfte“ – und kann ihn nach der Lektüre nur bestätigen! Hier meine Essenz daraus:

„Ich bin, weil wir sind“

lautet der Schlüsselsatz von Ubuntu. Damit geht einher, dass jeder Mensch als gleichwertig angesehen wird und die soziale Harmonie im Vordergrund steht. Diese Herangehensweise half nach dem Ende der Apartheid-Politik, einen friedlichen Weg der Versöhnung und Vergebung einzuschlagen. Eine Schlüsselfigur dabei war Nelson Mandela, der nach 27 Jahren Haft in seiner Präsidentschaft ab 1994 das Land weitgehend einte. Sein Führungsstil „Leading from behind“ gibt Anhaltspunkte  für „eine achtsame Führung, die Mitarbeiter*innen begeistert, Konflikten vorbeugt und die Leistung des Teams steigert“, so die Autor:innen Daniela Molzbichler und Martin Sturmer. Das sind doch alles Benefits, die man auch gelungenem Diversity Management nachsagt, oder?

„Leading from behind“

Dieses Konzept besagt, dass sich die Führungskraft im Hintergrund hält, wenn alles läuft. Bei Problemen ist sie aber an vorderster Front und übernimmt die Führung. Guten Führungskräften wird vertraut – man vertraut ihrer Kompetenz und ihrem Charakter. Das bedeutet aber auch, dass sie eine authentische und integre Persönlichkeit sein muss – und daher beginnt Mandelas Weg zur Führungsperson bei sich selbst: Nämlich weg vom Schwarz-Weiß-Denken, das Gute im anderen sehen und auf Gegner zugehen können. Neben diesem Selbstmanagement ist das Teammanagement eine weitere Säule guter Führung: Die Führungskraft sorgt für Zusammenhalt durch Vermittlung von Werten und Idealen, verficht die Interessen der Teammitglieder, sorgt für identitätsstiftende Gelegenheiten und wird als „eine/r von uns“ gesehen. Als dritte Säule des „Leading from behind“ wird das Netzwerkmanagement gesehen, also das strategische Suchen von Verbündeten und aktive Pflegen von Netzwerken. Ausgehend von diesem Führungsstil geben Molzbichler und Sturmer zehn Empfehlungen für mehr Produktivität, die sich genauso lesen, wie man als Mitarbeitende/r gern behandelt werden möchte. Und wenn es trotzdem zu Meinungsverschiedenheiten kommt, hält die Philosphie Ubuntu auch eine Konfliktlösungsmethode bereit, die auf den Dialog auf Augenhöhe, gemeinsames Ausverhandeln und gegenseitiges Vertrauen setzt: Indaba.

Konfliktbearbeitung mit der Indaba-Methode

Die traditionelle Methode „Indaba“ zielt darauf ab, Konflikte beizulegen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt aufrechtzuerhalten. Im Zentrum steht die Idee, dass Unrecht geheilt und Versöhnung gefördert werden sollen. Zeil ist ein Konsens, der von allen Mitgliedern der Gemeinschaft mitgetragen wird – auch wenn das viel Zeit und Geduld kostet. Die Autor:innen schildern den siebenstufigen Ablauf und erklären, worauf es ankommt: Dialogfähigkeit, Perspektivenwechsel, Empathie, Vertrauen, gemeinsame Regeln, Interessensausgleich und Versöhnung – also durchaus Werte, die auch im Kontext des Diversity Managements hochgehalten werden.

Alles in allem ein gut zu lesendes, motivierendes und spannendes Buch, das ich Führungskräften absolut ans Herz legen möchte!

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