Ein Schlüsselmoment ist derjenige, wo du erkennst, dass es nichts mit dir als Individuum zu tun hat…
… wenn du als Frau im Job als „emotional“ und „unprofessionell“ bezeichnet wirst („Können wir bitte sachlich und objektiv bleiben?“)
… wenn du als „Ausländerkind“ keinen Einser in Deutsch kriegst, obwohl du fehlerfreie Aufsätze schreibst („Du musst dich einfach noch mehr bemĂĽhen!“)
… wenn du eine Wohnungs-Absage nach der nächsten erhältst („Das hat sicher nichts mit deinem Namen zu tun, ich tu mir auch schwer eine Wohnung zu finden!“)
… wenn es als „Mode-Hype“ abgetan wird, wenn du eine Person deines Geschlechts liebst oder deine Geschlechtsidentität hinterfragst
… wenn du die ausgeschriebene Stelle aufgrund deines Kopftuches nicht bekommen hast („Wir entscheiden nur aufgrund der Qualifikation und Berufserfahrung!“)
… wenn man dir weismachen will, dass du das in deinem Alter sicher nicht mehr lernen wirst („Überlass das den Jüngeren, die kennen sich da besser aus!“)
… wenn man dich nicht einlädt, weil es zu kompliziert ist, sich um Barrierefreiheit zu kümmern.
… wenn du sexuell belästigt wirst („Hättest du etwas anderes angezogen!“).
Denn in diesen Schlüsselmomenten erkennst du, dass wir ein gesellschaftliches Problem haben. Dass es nicht dein persönliches Verhalten ist, das zu dieser Reaktion führt. Dass du dich noch so sehr anstrengen kannst, aber gegen strukturelle Benachteiligung nicht ankommst.
In diesen Schlüsselmomenten liegt aber auch die Chance zu erkennen: Ich bin nicht die einzige Person, der es so geht. Wir sind viele. Wir können uns verbinden und gemeinsam gesellschaftliche Barrieren aufzeigen. Uns gegenseitig bestärken und sichtbar werden. Mitstreiter:innen gewinnen – und alle zusammen gegen Diskriminierung kämpfen.
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im Jänner 2025.
Foto von fauxels: https://www.pexels.com/de-de/foto/gruppe-von-menschen-die-drinnen-stehen-3184396/Â