Ende Juli ging die Fußball-EM mit einem Sieg Englands im Elfmeterschießen zu Ende. Was? Es ist Ihnen gar nicht aufgefallen? Kein Public Viewing, keine Fanmeile, kein Fußballfieber am Stammtisch, keine fahnenschwingenden Autocorsos, keine „ich kann heute leider nicht kommen, ich muss Fußball schauen“-Entschuldigungen?
Ach so, vielleicht hätte ich dazusagen sollen, dass es sich um FRAUENfußball handelt…! Was dieses Thema in der VielfaltsKolumne zu suchen hat? Nun, auch im Spitzensport manifestiert sich etwas, was wir aus der Wirtschaft kennen: Der Gender Pay Gap. Frauen verdienen für die gleiche oder vergleichbare Arbeit signifikant weniger als ihre männliche Kollegen.
Wenn Sportlerinnen wie die Schweizer Fußball-Nationalspielerin und Influencerin Alisha Lehmann diesen Umstand öffentlich kritisieren, hagelt es sofort Kritik, Belehrung und Häme. So kommentierte ein unlängst verunglückter Extremsportler (Hochmut kommt vor dem Fall?) auf Social Media: „Natürlich machen Frauenfussball-Spielerinnen nicht denselben Job wie ihre männlichen Kollegen. Ansonsten hätten sie die gleichen Einschaltquoten wie die Männer. Haben sie aber nicht, und deshalb gibt es weniger Geld.“
Das zeugt von einer sehr verkürzten Sicht und der oberflächlichen Annahme: „Der Markt regelt das“. Sorry, aber „der Markt“ regelt gar nichts. Denn wer die bessere Förderung, die besseren Netzwerke, die besseren Sponsoren und die größere Medien-Aufmerksamkeit bekommt, ist keineswegs nur Resultat einer objektiv besseren Leistung. Hier spielen veraltete Strukturen, traditionelle Sichtweisen und Vorurteile eine mindestens ebenso große Rolle: Denn dieselbe Leistung wird oft unterschiedlich bewertet, je nachdem von wem sie erbracht wird. Das konnte ein Forschungsteam in der Schweiz anhand von Fußball-Publikumsbewertungen nachweisen: War das Geschlecht der Spielenden ersichtlich, wurde die männliche Spielleistung besser bewertet. War das Geschlecht nicht erkennbar, wurden die Leistungen so gut wie gleich bewertet.
Studienergebnisse dieser Art gibt es aus den verschiedensten Bereichen und Branchen. Und es gibt auch das Phänomen der „geschlechtsspezifischen Entwertung von Arbeit“: Ab einem Frauenanteil von 60% sinken die Gehälter für alle in diesem Beruf. Wer weiß, vielleicht haben die männlichen Fußballer Angst, in Zukunft weniger zu verdienen?
Wie dem auch sei, was uns diese Diskussion einmal mehr offenbart: Für Fairness sind WIR verantwortlich, nicht der Markt – egal ob im Sport oder in der Berufswelt. Und es ist auch unser aller Aufgabe, traditionelle Denkmuster aus unseren Köpfen zu verbannen und Frauen aus dem Abseits zu holen!
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im September 2025.
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