Wird Vielfalt zertrumpeln jetzt salonfähig?

Mai 16, 2025Kommentare

Eine der ersten Amtshandlungen des rundumschlagenden Politikers über dem großen Teich war es, die Diversitätsagenden der US-Administration einzustampfen. So will er die Werte von „individueller Würde, harter Arbeit und Exzellenz“ wiederherstellen. 

Bis jetzt gab es Antidiskriminierungsprogramme, die verhindern sollten, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder Religion benachteiligt werden. Doch damit ist jetzt Schluss. Die beste Leistung soll zählen, und schließlich sei es ja diskriminierend, wenn man Menschen aufgrund gewisser Merkmale beurteilen würde.

Dass sich Leistung und Geschlecht (oder Religion oder Herkunft oder Behinderung oder sexuelle Orientierung) nicht ausschließen, vergisst der gute Mann. Und dass diverse Teams innovativer und wirtschaftlich erfolgreicher sind, hat er wohl auch noch nie gehört.

Genau diese Vorteile haben nämlich Unternehmen in den letzten Jahrzehnten dazu gebracht, bewusst Diversität zu fördern und Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen alle Menschen ungeachtet ihrer kulturellen und sozialen Unterschiede ihr Potenzial entfalten können. Wer Vielfalt als wertvolle Ressource sieht und nützen kann, profitiert. Und wegzaubern kann man sie sowieso nicht – denn sie ist gesellschaftliches Faktum.

Nun gut, könnte man sich denken. Was überm großen Teich passiert, kann uns egal sein. Denn wir in Europa bekennen uns ja zu Gleichstellung und Chancengleichheit und arbeiten weiterhin aktiv daran, Benachteiligung zu beseitigen. Wir halten an unseren Gesetzen zur Frauenförderung oder Behindertengleichstellung fest und verteidigen sie.

Doch siehe da… unlängst bekamen europäische Firmen, die in oder mit den USA Geschäfte machen, Post aus Übersee. Sie sollten beweisen, dass sie das „Dekret 14173“ befolgen und keine Programme zur Förderung von „Vielfalt, Gleichheit und Inklusion“ umsetzen. Der politische Aufschrei war da – doch auch Firmen, die ihre Diversity-Initiativen stillschweigend von der Website nehmen und ihre Aktivitäten einfrieren. Oder überhaupt wie die Pharmariesen Roche oder Novartis vor ihrem Hauptkunden USA einknicken und globale Diversitätsziele aufgeben.

Ich sitze da und denke mir nur fassungslos: Echt jetzt?
Und hoffe, dass Europa auch bei diesem Thema „united in diversity“ Kante zeigt und sich auf seine Werte besinnt.
Es lebe Vielfalt statt Einfalt!

Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im Mai 2025.
Image by Gerd Altmann from Pixabay

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