Die Feste feiern, wie sie GEfallen!

Dez 29, 2023Gedank:innen zur Vielfalt

Okay, ich gebe es zu: Der Donauwalzer und das Schlagen der Pummerin gehören für mich zu Silvester dazu. Egal, wo ich bin – und das ist ja Dank Internet und Radio auch überall möglich! Enttäuschend dann nur, wenn keine walzerkundige Person in der Nähe ist und ich das Tanzbein alleine schwingen muss… da können neun Minuten ganz schön lang werden!

Typisch österreichisch? Ja, vielleicht schon. Doch genauso wenig wie es „die eine“ österreichische Kultur gibt, gibt es „die eine“ Silvestertradition! Und deswegen habe ich mich in meinem Umfeld umgehört, was beim Jahreswechsel nicht fehlen darf und welche Bräuche ins Feiern hierzulande Einzug gehalten haben – denn bei Halloween und Weihnachtsmann sehen wir es schließlich auch nicht so eng mit dem „typisch österreichisch“.

Bei Nela zum Beispiel muss das Haus blitzsauber sein, denn das bringt Glück. Die Kinder bekommen kleine Geschenke, und um Punkt Mitternacht muss dich deine geliebte Person küssen. Ewa hat keine besonderen Bräuche, aber „Dinner for One“ anzusehen ist Pflichtprogramm. Bei Olha gab es früher immer die traditionelle slawische Süßspeise Kutja – aber als die Kinder rebellierten, wurde auf Fondue umgestiegen. Genial finde ich ja die „repriza“, die man in der Balkan-Community kennt: Da wird einfach am 1. Jänner nochmals gefeiert – sprich, es wird nicht nur das alte Jahr am 31.12. verabschiedet, sondern tags darauf das neue Jahr begrüßt.

Doch irgendwie war meine Jagd nach spektakulären Bräuchen dann doch nicht so ergiebig. Viele sagten: „Ach, wir sind da gar nicht repräsentativ!“ Und auch wenn da und dort Herkunfts- oder Familientraditionen aufrecht gehalten werden, läuft es in Wahrheit bei uns allen auf dasselbe hinaus: Zeit mit Menschen verbringen, die wir mögen und lieben. Gemeinsam essen, trinken, tanzen und Spaß haben – und dabei ins Neue Jahr hinüberfeiern.

Oder – wie es Ümit auf den Punkt bringt: „Ich sag’s gleich, wir feiern alles! Ob Ramadan oder Kurban bayrami, Weihnachten, Ostern, Holi oder Nowruz und viele mehr. Bei uns zuhause wird alles gefeiert, nicht weil wir so vielgläubig sind, sondern weil wir überzeugt sind, dass gemeinsames Feiern und gemeinsames Lachen die Herzen konfessionsunabhängig näher bringt.“

Dem ist nichts hinzuzufügen! Außer: Schöne Feiertage!

PS: Wer mehr von Ümit Mares lesen möchte, findet sie unter den Autorinnen auf www.story.one!

Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im Dezember 2023.

Das könnte dich auch interessieren

Mit und einander mit s

Mit und einander mit s

Unlängst ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass das Wort miteinander eigentlich aus zwei Wörtern besteht: MIT und EINANDER. Eine schöne Vorstellung finde ich, weil es...

mehr lesen
Unvorstellbare Vorstellungsgespräche

Unvorstellbare Vorstellungsgespräche

In Zeiten des Fachkräftemangels entdeckt man plötzlich die Frauen als Zielgruppe: Wie viel Potenzial da brachliegt, wenn sie nicht oder nur Teilzeit arbeiten! Die müssen wir ja...

mehr lesen
Vermitteln zwischen Welten

Vermitteln zwischen Welten

Vor zwei Jahren war im Schloss Mirabell die Ausstellung „Erlebnis Stille“ zu Gast, bei der man in die Welt gehörloser Menschen eintauchen konnte – und auch in die Gebärdensprache...

mehr lesen