Anfang Februar in der Stadt Salzburg: Eine junge Unternehmerin beschließt, eine Party nur für Frauen zu veranstalten und gewinnt dafür einen bekannten Club als Partner. Der Grund für diese Idee? „Frauen sollen einfach ausgelassen feiern und tanzen können, ohne angestarrt, angequatscht, begrapscht oder belästigt zu werden und ohne befürchten zu müssen, dass ihnen jemand K.O.-Tropfen ins Getränk leert.“
Reaktionen der entrüsteten (Männer)Welt
Na, mehr hat sie nicht gebraucht. Selbst in Qualitätsmedien gingen die (meist männlichen!) Kommentare hoch. Von Diskriminierung und Männerhass war da die Rede und von den weiblichen Spaßbremsen, die nicht flirten wollen. Dass man Männer unter Generalverdacht stellen würde und wozu sich Frauen denn bitteschön aufwendig schminken und herrichten würden, wenn nicht um zu balzen. Dazwischen immer wieder Versuche von Frauen, ihre Sichtweise darzustellen, wie: „Es versaut mir einfach einen schönen Abend mit Freundinnen, wenn ich mal wieder ungefragt Hände oder eine Erektion am Po spüre. Abende mit Belästigung sind leider nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel.“ Vergeblich, weil dann war sie halt im falschen Lokal unterwegs, hat leider das falsche angehabt, hat sicher die falschen Signale ausgesendet und so weiter und so fort. Opfer-Täter-Umkehr vom Feinsten.
Ich war bei der Party und kann bezeugen: Unbeschwerte Stimmung, volle Tanzfläche, gute Musik, ein schönes Miteinander. Und als ich den Blick über die Menge schweifen lasse, zähle ich durch und denke ich mir: Welche von ihnen sind die glücklichen Vierten, die noch keine sexuelle Belästigung erlebt haben? Denn drei von vier Frauen in Österreich berichten, bereits eine solche erfahren zu haben. Was die VielfaltsAgentin persönlich dazu berichten kann, ist im Beitrag #MeToo – es ist nie zu spät nachzulesen.
HTL-Jung-Regisseure als männliche Verbündete
Diese Zahlen fanden auch Noah und Dejan alarmierend. Die beiden jungen Männer haben als HTL-Abschlussprojekt 2022 die hochprofessionelle Film-Dokumentation „§201 bis §220“ gedreht, für die Mitschülerinnen, Freundinnen, Schwestern und Bekannte ihre Erfahrungen geschildert haben. Sie waren schockiert, wie viele im eigenen Umfeld schon einschlägige Erlebnisse hatten, so die Filmemacher. Und im Gegensatz zu früher würden sie jetzt nicht mehr wegschauen, sondern einschreiten, wenn sie solche Situationen mitbekommen. Hut ab, solche Männer braucht das Land!
Don’t protect your daughters, educate your sons!
Dieser vielzitierte Spruch fällt mir dazu ein. Insofern mein Appell an uns alle inklusive Männerwelt zum Tag der Frau: Lasst uns gemeinsam – jede Person in ihrem Bereich – jeden Tag dafür eintreten, dass Frauen gleichberechtigt, unbelästigt und angstfrei in dieser Gesellschaft leben können. Nicht nur unsere Töchter werden es uns danken!
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im März 2023