Juhu â erster Schultag! FĂŒr viele Kinder ein besonders aufregender Moment im Leben, mit allem, was dazugehört: SchultĂŒte, eine neue Schultasche mit Federpennal, vielleicht auch ein neues Outfit fĂŒr den Schulbeginn.
Was darfâs denn sein? Rosa fĂŒr die MĂ€dchen mit Prinzessin, Meerjungfrau, Glitzer und Einhorn? Blau fĂŒr die Buben mit Rennautos, Weltraum, Dinosauriern oder FuĂball? Schaut man in die Auslagen der GeschĂ€fte, bekommt man den Eindruck, als ob es nichts anderes mehr gĂ€be. Und diese Beobachtung setzt sich bei Kleidung, Spielzeug, KinderbĂŒchern bis hin zu SĂŒĂigkeiten fort: farbenkrĂ€ftig, abenteuerlustig, experimentell und wagemutig fĂŒr die Jungs, pastellig, lieblich, herzig und verspielt fĂŒr die MĂ€dchen. Dabei war sogar bis in die 1940er Jahre rot und rosa eher die Farbe der MĂ€nner! Das amerikanische Frauenmagazin âLadies Home Journalâ erklĂ€rte 1918, âdass Rosa als eine entschlossenere und krĂ€ftigere Farbe besser zu Jungen passt, wĂ€hrend Blau, weil es delikater und anmutiger ist, bei MĂ€dchen hĂŒbscher aussieht.“ Spannend, oder?
Danke, liebes Gender Marketing!
âAber wo ist das Problem? Die Kundschaft will es so!â hört man von Seiten der Hersteller. Doch sie verschweigen dabei, dass genau sie durch geschicktes Marketing seit den 1980er Jahren diese ârosa und hellblau-Weltâ mit erschaffen haben â mit einem einzigen Hintergedanken: Dasselbe Produkt verkauft sich doppelt so oft, wenn es einmal fĂŒr Jungs und einmal fĂŒr MĂ€dchen prĂ€sentiert wird. Und dafĂŒr greift man ja gern mal in die Klischeekiste. Wobei ja nicht die Farbe das Problematische ist, sondern die Rollenbilder, die damit einhergehen und den Kindern bei vielen kleinen Gelegenheiten tagein, tagaus vermitteln: MĂ€dchen haben so zu sein und Burschen so. Beziehungsweise: Das ist fĂŒr Buben, also hat es dich nicht zu interessieren, versus: Das ist MĂ€dchenkram, also HĂ€nde weg davon! Und dann wundern wir uns, wenn Frauen in technischen Berufen weit unterreprĂ€sentiert sind? Wenn MĂ€nner im Erziehungs- und Pflegebereich fehlen? Zahlreiche Studien belegen, dass hier ein Zusammenhang besteht. NatĂŒrlich ist das nicht der einzige Grund, aber einer von vielen. Deswegen ist in Spanien seit letztem Jahr geschlechterspezifische Spielzeugwerbung per Gesetz verboten.
Was heiĂt das nun?
Sollen MĂ€dchen nicht mehr mit Barbies spielen dĂŒrfen und Buben in die PuppenkĂŒche verbannt werden? Keinesfalls! Es geht darum, auch neutrales Spielzeug anzubieten und vor allem die Interessen und Vorlieben der Kinder zu unterstĂŒtzen, ohne sie als buben- oder mĂ€dchenspezifisch abzutun oder gar zu verbieten. Ganz nach der Devise: Spielen kennt kein Geschlecht! Und MĂ€dchen sollen ruhig Prinzessinnen sein DĂRFEN, aber es nicht sein MĂSSEN đ
Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger StraĂenzeitung Apropos im September 2022