Diversity & Inclusion: Marinella Senatores Kunst lebt es vor

Apr 28, 2023Bücher und Kunst0 Kommentare

Was der Gesellschaft und Firmen oft so viel Mühe bereitet, gelingt der Künstlerin Marinella Senatore scheinbar mit links: In ihrer Mitmach-Kunst sind gesellschaftliche Normen irrelevant, entsteht Verbundenheit durch das gemeinsame Erleben und können Menschen ihre Geschichte neu schreiben.

Partizipation als Grundprinzip

Ich durfte Marinella Senatore für die April-Ausgabe der Salzburger Straßenzeitung Apropos interviewen. Und obwohl es ein Zoom-Interview über tausende Kilometer hinweg war, brachte sie mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Begeisterung den Funken zum Überspringen. Ihr Motto und auch Titel der Ausstellung, die bis 8. Oktober 2023 im Museum der Moderne Salzburg läuft, lautet: We rise by lifting others. Diese Haltung verkörpert sie in all ihrem Tun und schafft es so, die unterschiedlichsten Menschen in ihrer School of Narrative Dance zusammenzubringen. Damit ermöglicht sie neue Formen von Gemeinschaften jenseits der gängigen Kategorien – Gemeinschaften, die von gegenseitiger Fürsorge, Diversität und vom Menschsein geprägt sind. Gemeinschaften, die neue Ausdrucksformen für sich entdecken und diese auch in Form einer öffentlichen Parade teilen.

Marinella Senatore verfolgt hier keine im voraus geplante Choreografie oder ein Drehbuch, im Gegenteil. Sie bildet den Rahmen, dass Menschen in einer wertschätzenden Atmosphäre etwas kreieren und ausprobieren können und lässt mit ihnen gemeinsam das künstlerische Programm für die Parade wachsen. Dazu gibt es auch begleitende frei zugängliche Workshops, die im Rahmen der Sommerszene Salzburg stattfinden werden. Die große Parade ist für 24. Juni 2023 geplant. Mit über acht Millionen Menschen weltweit hat Marinella Senatore in den letzten zehn Jahren solche Projekte durchgeführt. Menschen, mit denen sie zum Teil noch immer in Kontakt ist oder die dank ihrer Initialzündung weitere Projekte umsetzen oder gemeinsame Anliegen weiterverfolgen.

Lernen von Marinella

Persönlich getroffen habe ich Marinella dann zum ersten Mal bei der Ausstellungseröffnung im Museum der Moderne Salzburg. Sie begrüßte mich wie eine alte Bekannte und erwähnte sofort das Interview und wie viel Freude es ihr bereitet hatte. Ich konnte selber spüren, wie ehrlich sie jeder einzelnen Person in ihren Projekten das Gefühl gibt, wichtig und ein unersetzbarer Teil des Ganzen zu sein. Seither beschäftigt mich die Frage, was Diversity Manager:innen, Führungskräfte oder Unternehmen von Menschen wie Marinella lernen können. Ob man Kunst mit profitorientierten Unternehmen überhaupt vergleichen kann. Und ich denke: Ja!

Für mich verkörpert die Künstlerin „inclusive Leadership“ pur, indem sie jede Person so annimmt, wie sie ist. Indem sie ihren Beitrag und ihre Meinung gelten lässt. Indem sie einen Raum schafft, der frei von Zwang ist und kreativen Austausch ermöglicht. Indem nicht sie sich als erfolgreiche Künstlerin in den Vordergrund stellt, sondern sich darum kümmert, was die anderen brauchen um sich entfalten zu können. Indem sie nicht Angst hat, ihren Ruf zu verlieren, wenn etwas nicht funktioniert – sondern indem sie auf die Menschen vertraut und darauf, dass mit der richtigen Haltung immer etwas Großartiges zustande kommt. Indem sie Dinge erlebbar und erspürbar macht und gesellschaftliche Konventionen aushebelt. Und indem sie davon überzeugt ist, dass die Kunst für den Menschen da ist und nicht umgekehrt.

Natürlich ist das auch harte und emotional anstrengende Arbeit, der sie sich tagein, tagaus stellt. Um all diese Eindrücke für sich persönlich zu verarbeiten, schafft sie daraus Kunstwerke in Form von Collagen, Skizzen, Zeichnungen und Installationen, die sie auf ihren Stationen begleiten. Das zeigt, wie wichtig auch ein emotionaler Ausgleich und das Reflektieren des Erlebten ist.

Selbst ausprobieren und mitmachen!

All das lässt sich meiner Meinung nach auch auf andere Formen von Organisationen umlegen. Und ich freue mich darauf, Marinella in ihren Workshops selbst zu erleben und in ihre Mitmach-Kunst einzutauchen.

Zur Nachahmung empfohlen – und vielleicht springt der Funkte dann auch in den einen oder anderen Bereich über?

 

Foto-Copyright: (c) Museum der Moderne Salzburg/wildbild

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