No pinkwashing, please!

Mai 2, 2024Kommentare

Ja, auch Unternehmen können aufrichtig sein. Werden die Werte und die Vielfalt, die sie nach außen vermitteln, tatsächlich gelebt? Oder beginnt die bunte Fassade zu bröckeln, sobald man hinter die Kulissen schaut?

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels versuchen sich viele besonders aufgeschlossen darzustellen. Schaut man auf die Website, so lachen einem fröhliche Menschen unterschiedlichster Herkunft entgegen, natürlich wird auch peinlichst darauf geachtet, dass die Geschlechter gleichberechtigt abgebildet sind. Manche haben schon erkannt, dass das ewig zitierte „junge, dynamische Team“ vielleicht auch eine Hemmschwelle sein könnte und zeigen Menschen verschiedenster Altersgruppen.

Und wie sieht der Reality-Check aus? Sind diese Menschen tatsächlich in allen Unternehmensebenen vertreten? Werden sie überhaupt zu Bewerbungsgesprächen eingeladen? Besteht Chancen- und Einkommensgleichheit zwischen den Geschlechtern? Finden sie eine Unternehmenskultur vor, in der Vielfalt positiv gesehen wird?

Genauso wie es bei ökologischen Themen den Begriff „Greenwashing“ gibt, gibt es im Diversitätskontext das „Pinkwashing“. Also sich nach außen besonders diversitätsbewusst zeigen, aber das nach innen nicht leben.

Zu Aufrichtigkeit gehört ebenso zu den Mitarbeitenden zu stehen. In besonderer Erinnerung ist mir das Video eines oberösterreichischen Lehrlings geblieben, der von einem Kunden aufgrund seiner Hautfarbe rassistisch beschimpft wurde. Und was hat der Chef getan? Er ist eingeknickt, weil das war ja ein wichtiger Stammkunde… (Ein Verhalten, das übrigens auch gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstößt und Strafen nach sich ziehen kann).

Da gefällt mir viel besser, was ich dieser Tage von der Leiterin eines großen Einrichtungshauses gehört habe: Wer dort Mitarbeitende aus welchen Gründen auch immer unter der Gürtellinie beschimpft, wird freundlich, aber bestimmt zum Ausgang begleitet. Auf solche Kundschaft verzichtet man dort gerne.

Dieser Text erschien als „Vielfaltskolumne“ in der Salzburger Straßenzeitung Apropos im Mai 2024.

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