Ausstellung: Hands Up!

Okt 21, 2021Bücher und Kunst0 Kommentare

Eine Reise in die Stille konnte ich unlängst bei der Ausstellung „Hands Up“ machen. Sie lässt einen in die Welt der Gehörlosen eintreten und auf interaktive, spannende Weise erfahren, wie der Alltag für Nicht-Hörende ist. Hinter der Ausstellung steht die Organisation equalizent, die sich für eine inklusive und chancengerechte Gesellschaft einsetzt – im Speziellen für die Anerkennung der Gebärdensprache und die Inklusion im Bildungs- und Arbeitsbereich. Immerhin gibt es in Österreich ca. 10.000 gehörlose Menschen; bis zu 400.000 Menschen sind schwerhörig, spätertaubt oder hörbeeinträchtigt.

Mein Name in Gebärdensprache

Was mir in der Ausstellung sofort ins Auge springt, sind die Buchstabenstempel der Gebärdensprache. Denn damit kann ich meinen Namen buchstabieren und mich dem gehörlosen Guide vorstellen. Als ich ihn frage, wie man meinen Namen gebärdet, gibt er mir zu verstehen, dass er diese Frage nicht beantworten kann. Er erklärt mir anhand seines Namens, dass jede Person selber bestimmt, welches Zeichen für sie verwendet werden soll. Meistens ist es der Hinweis auf ein körperliches Merkmal, eine Vorliebe, oder was auch immer. Weil ich meine Lesebrille aufhabe, schlägt er mir vor, meinen Namen mit der Brille zu assoziieren. Nachdem ich die aber nicht so mag, passt das für mich gar nicht… Muss ich also namenlos bleiben? Dann kommt mir eine Idee: Mein Nachname ist ja Pink, und es gibt doch garantiert ein Zeichen für die Farbe pink! Er zeigt mir das Zeichen für rosa: 2x schräg mit dem Zeigefinger über die Wange Richtung Mundwinkel streichen. Und ich bin happy: Jetzt habe ich meinen Gebärdennamen!

Lippenlesen, Gebärdenquiz und Gebärdenmusik

Auch sonst bietet die Ausstellung viele Möglichkeiten, sich mit der neuen Sprache auseinanderzusetzen: Mit Videos kann man sich im Lippenlesen üben, beim Gebärdenquiz lernt man die unterschiedlichsten Wörter und  ein zweisprachiges Video zeigt, wie sich österreichische und amerikanische Gebärdensprache voneinander unterscheiden. Die Wichtigkeit der Mimik und Gestik wird humorvoll anhand der verschiedenen Bedeutungen des ur-österreichischen Ausdrucks „Oida“ erklärt. Weitere Videoclips zeigen, wie man Gehörlosen den Alltag erleichtern kann: Zum Beispiel mit Anzeigetafeln in öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Aufschreiben von Informationen, mit Wegbeschreibungen auf Karten, leichtem Antupfen statt immer lauter anschreien. Sehr spannend finde ich außerdem die Visualisierung von Musik – und ich lerne die Funktionsweise von Cochlea-Implantaten kennen, bei denen mit Hilfe von Elektroden der Hörnerv direkt stimuliert wird. Wieder zu Hause stoße ich im Internet zufällig auf die Deutsche Cindy Klink, die Musik in Gebärdensprache übersetzt – grandios!

Als Exkursion und Team-Event buchbar

Die Ausstellung ist in Wien direkt neben dem schon länger bestehenden „Dialog im Dunkeln“ zu finden, wo man in völlig abgedunkelten Räumen „die Welt mit anderen Augen sehen“ lernt. Beide Ausstellungen sind sowohl individuell zu besuchen, aber auch als Team-Event oder Exkursion für Schulklassen buchbar. Eine Empfehlung!

 

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