Diversity zu ebener Erd‘ und im ersten Stock

Mai 26, 2020Gedank:innen zur Vielfalt0 Kommentare

Es ist schon einige Jahre her, da flog ich mit den Emirates Airlines. Bei der Begrüßungsansprache hörte ich: „Our crew today speaks 13 languages“ und es folgte eine Aufzählung der verschiedenen Sprachen. Auch bei der Menüauswahl war an alles gedacht: vegetarisch, vegan, halal, verschiedene Fleischsorten… ich war total fasziniert. Diversity über den Wolken quasi. Und ich habe seither keine vergleichbaren Beispiele erlebt, dass ein Unternehmen seine Diversität im Kundenservice so herausgestrichen oder Mehrsprachigkeit als Service eingesetzt hätte – im Gegenteil!

Wer erinnert sich? Milch auf türkisch

Vielmehr fällt mir ein Beispiel aus Österreich ein, das wahrscheinlich genauso lang her ist wie mein Emirates-Flug: Die Niederösterreichische Molkerei (NÖM) brachte anno 2010 eine zweisprachig beschriftete Milch auf den heimischen Markt. Sie sollte in den türkischen Geschäften vertrieben werden und war deswegen zusätzlich auf türkisch beschriftet. Damit handelte sich die Molkerei glatt einen Shitstorm fleißig unterstützt von kleinformatigen Blättern ein. Geht’s noch?! Aber ehrlich gesagt fallen mir auch heute, zehn Jahre später, kaum Beispiele von in Österreich erzeugten Produkten ein, die sich mehrsprachig an alle hier lebenden Menschen richten. Geschweige denn Kundenservices, die außer Englisch eine andere Sprache anbieten.

Corona macht’s möglich

Doch dann kam COVID19, und damit war vieles schnell möglich, was zuvor sehr langsam ging. Denn diesmal war es ja umgekehrt, nicht SIE wollten was von UNS, sondern WIR brauchten was von IHNEN: Nämlich Kooperation, bestimmte Verhaltensweisen, das Einhalten von Vorschriften, um das Virus GEMEINSAM einzudämmen. In Windeseile gab es Informationen in einigen (inzwischen 17 verschiedenen) Sprachen (wobei sich dann auch oft herausstellte, dass man gar nicht wusste, auf welchen Kanälen man sie verbreiten sollte, um die Menschen zu erreichen…) und das offizielle Österreich war plötzlich so vielsprachig wie nie zuvor.

    Screenshot www.integrationsfonds.at vom 26.12.2020

Ich frage mich: Können wir davon etwas hinüberretten in die Post-Corona Zeit? Dann hätten wir zumindest in dieser Hinsicht etwas gewonnen…!

 

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